Hagebutten! Nichts prägt mehr das Erscheinungsbild der heimischen Hecken im Herbst als die leuchtend roten Früchte der Heckenrose. Wahrlich schön anzusehen. Doch nicht nur unsere Augen, auch unser Körper profitiert vom Wildobst der Rosengewächse. Sie unterstützen ein gesundes Immunsystem, hemmen Entzündungen und wirken schmerzlindernd bei Arthrose oder rheumatischen Beschwerden. Verarbeitet zu Pulver kannst du das ganze Jahr über die frischen Inhaltsstoffe für dich verwenden. Leider sind die kleinen Powerfrüchte sehr verarbeitungsintensiv und die Herstellung zu Pulver nimmt Zeit in Anspruch... Zumindest bei klassischer Herangehensweise! Da Hagebuttenpulver für mich ein "must have" in jeder Hausapotheke ist, zeige ich euch heute eine zeitsparende Methode. Viel Spaß beim Lesen!
PS: Wenn dir der Artikel gefällt und deine Bekannten auch von dieser Methode erfahren sollen, darfst du den Beitrag gerne in den sozialen Medien teilen. 😊
Inhalt
Die klassische Methode
Die zeitsparende Methode
Hagebutten: Wann und wie ernten?
Ausrüstung
Brauchen Hagebutten Frost?
1. Hagebuttenpulver Herstellung
Anleitungen für Hagebuttenpulver gibt es im Internet viele. Auf fast jedem Portal findest du Rezepte mit Verwendungsvorschlägen und vieles mehr. Leider ist die Vorgehensweise zur Herstellung von Hagebuttenpulver dabei immer die selbe. Man hat fast das Gefühl es wird abgeschrieben. Heute möchte ich dir die klassische Methode mit einer zeitsparenderen Methode gegenüberstellen:
Die klassische Methode
Bei den frischen Hagebutten werden zuerst die schwarzen Kappen entfernt und man schneidet die Früchte auseinander.
Anschließend entfernt man mit einem Löffel die Kerne, um die Mehrheit der fiesen Juckhärchen loszuwerden.
Die Früchte müssen nun getrocknet werden. Das funktioniert entweder ausgebreitet auf ein Tablett an der Frischluft, im Dörrautomaten oder im Backofen.
Sind die Hagebutten getrocknet werden sie im Mixer fein gemahlen.
In ein Glas füllen und verwenden.
Die zeitsparende Methode
Nun die meiner Meinung nach bessere Vorgehensweise Hagebuttenpulver herzustellen. Ich arbeite seit Jahren so und muss sagen, dass ich mir schon viele Stunden in der Küche gespart habe. Vorab anzumerken ist jedoch, dass man dazu einen Hochleistungsmixer, Thermomix oder Smoothiemaker benötigt. Ansonsten ist keine weitere Ausrüstung von Nöten. Nun aber zum Ablauf:
Bei den frischen Hagebutten werden nach dem Sammeln zuerst die schwarzen Kappen entfernt.
Anschließend entfernt man weder die Kerne, noch schneidet man die Früchte mit dem Messer klein. Sie werden einfach in den Mixer gegeben und wenige Sekunden zerkleinert.
Die zerkleinerten Früchte müssen nun getrocknet werden. Das funktioniert entweder ausgebreitet auf ein Tablett an der Frischluft, im Dörrautomaten oder im Backofen. Ich persönlich trockne immer in 2 Stufen: Zuerst im Backofen oder im Dörrautomaten, um die Grundfeuchtigkeit zu nehmen. Anschließend lege ich die vorgetrockneten Hagebutten auf ein Tablett aus und lasse sie an der Frischluft austrocknen.
Die fertigen Hagebutten werden nun im Hochleistungsmixer zu feinem Pulver gemahlen. Mit den Kernen! Das benötigt jedoch Power. Bei mir sind das ca. 3 Minuten Stufe 10 im Thermomix. Tipp aus der Praxis: Man sollte die 3 Minuten auf 3 mal 1 Minute aufteilen, da ansonsten die Rotationsspindel warm werden kann und das Pulver unten anklebt.
In ein Glas füllen und verwenden. Bei korrekter Durchführung bis zur nächsten Hagebuttensaison haltbar.
Warum ist Variante 2 nun besser?
Weniger Zeit in der Küche: Schneiden der Früchte mit dem Messer und Entfernen der Kerne ist zeitaufwändig. Wir lassen es einfach weg.
Weniger Jucken: Wer schon mit Hagebutten gearbeitet hat weiß, dass diese vor allem frisch ganz schön jucken können. Vor allem beim Schneiden und Entfernen der Kerne kommt man mit den Juckhärchen in Berührung. Auch das fällt weg.
Mehr Inhaltsstoffe: Hagebutten enthalten wertvolle Galaktolipide, welche vor allem in den Kernen enthalten sind. Genau diese Galaktolipide sind es, welche die entzündungshemmende Wirkung hervorrufen und bei Rheuma oder Arthrose unterstützen. Warum sollte man sie also entfernen?!
Hygiene: Zum Schluss noch ein Tipp aus der Praxis, welchen du bei beiden Varianten anwenden kannst. Die Erfahrung zeigt mir, dass sich vor allem Fruchtfliegen über frische Hagebutten freuen. Genau aus diesem Grund trockne ich Hagebutten immer im Ofen oder Dörrautomaten vor. Ist die erste Feuchtigkeit entzogen, ist das Wildobst weitaus weniger interessant für die Insektenwelt.
2. Hagebutten: Wann und wie ernten?
Bei der Ernte von Hagebutten gibt es ein paar Dinge, welche du beachten musst. Neben der Ausrüstung ist vor allem der Erntezeitpunkt ein viel diskutiertes Thema. Hier gebe zeige ich dir zusammengefasst meinen Standpunkt und meine Erfahrungen aus der Praxis, Details findest du im Artikel zur Hagebutte: Hagebutte - heimische Powerfrucht, die es in sich hat!
Ausrüstung
Wie du bestimmt weißt: Die Hagebutte sticht. Das liegt an den Dornen, mit welchen Rosen ausgestattet sind. Wildrosen noch mehr als Kulturpflanzen. So empfiehlt es sich zur Erntetour Handschuhe mitzubringen. Auch lange Kleidung mit Schutzwirkung an den Armen ist sinnvoll.
Irgendwo müssen die gesammelten Früchte eingepackt werden. Das richtige Sammelbehältnis für Hagebutten ist wie immer ausreichend groß und luftdurchlässig. Ich empfehle große Stofftaschen oder einen Korb. Plastiktüten, Boxen oder ähnliche luftundurchlässige Behälter sind keine Option. Die Pflanzen beginnen zu schwitzen und die Verkeimungs- bzw. Schimmelgefahr steigt.
Hagebuttenfrüchte sitzen oft ziemlich fest am Stiel. Eine Gartenschere kann von Vorteil sein
Brauchen Hagebutten Frost?
Die Antwort ist definitiv nein! Hagebutten brauchen keinen Frost. Man kann sie getrost auch vor dem ersten Frost sammeln und man muss sie auch nicht einfrieren. Ob Frost für Hagebutten sinnvoll ist, das ist eine andere Frage. Das hängt nämlich davon ab, wie du die Früchte verwenden willst. Da Minusgrade die Früchte nicht nur süßer machen, sondern auch Inhaltsstoffe verloren gehen und die Konsistenz weich bis hin zu matschig wird, bevorzugen wir für Pulver feste Hagebutten. Und diese festen und prallen Hagebutten sammelt man am besten vor dem Frost. Es gibt sie sicherlich auch noch nach den ersten kalten Nächten, aber eben immer weniger in gewünschter Festigkeit.
3. Hagebuttenpulver verwenden
Durch ihren intensiv fruchtigen Geschmack ist Hagebuttenpulver nicht nur in der Hausapotheke, sondern auch in der Küche eine Bereicherung. Anbei einige Tipps für dich zu Inspiration:
Hagebuttenpulver im Müsli. Ein halber Teelöffel untergerührt reicht aus um das Geschmackserlebnis von deinem Müsli auf ein neues Level zu heben.
Hagebuttenpulver im Smoothie.
Hagebuttenpulver aufs Butterbrot. Da Pulver deutlich einfacher herzustellen ist als Marmelade aus Hagebutten, verwende ich es gerne als Alternative.
Hagebuttenpulver im Tee. Hagebuttentee ist nichts anderes als das Pulver der Frucht. Also einfach in deine Teemischung zugeben oder als reinen Tee genießen. Schmeckt super lecker.
Du siehst, Hagebuttenpulver ist echt vielseitig einsetzbar und es gibt kaum bekannte Nebenwirkungen. So kannst du deiner Gesundheit regelmäßig etwas gutes tun... Und es schmeckt auch noch 😍
4. Hagebuttenpulver: Inhaltsstoffe und Wirkung
Die Hagebutte als einer der bekanntesten Vertreter von Wildobst in unserer Heimat gehört für mich in jede Hausapotheke. Besonders für den hohen Vitamin C Gehalt ist die Frucht bekannt. Dieser ist um ein Vielfaches höher als z.B. bei Zitrusfrüchten. Auch gehen viele der übermittelten Heilwirkungen auf den extrem hohen Vitamin-C Gehalt zurück. So unterstützt dich die Hagebutte z.B. beim Erhalt eines gesunden Immunsystems und bei der Bekämpfung von Viren und Bakterien.
Aber nicht nur mit Vitaminen glänzt die Frucht der Wildrose. Sogenannte Galaktolipide verleihen der Hagebutte ihre unterstützende Wirkung bei Arthrose und Gelenkschmerzen. Du fragst dich vielleicht, was Galaktolipide sind. Man spricht hier von sekundären Pflanzenstoffen, welche mit einer entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkung in Verbindung gebracht werden. Im Vergleich zu anderen traditionellen Heilmitteln gibt es hier auch Studienmaterial, welche die Effekte untermauern. In meinem Artikel mit dem Hagebutten Pflanzenportrait findest du dazu mehr Details.
Fazit
Die Hagebutte trumpft in der Naturmedizin vor allem als Immunstärkendes Mittel und als Unterstützer bei jeglichen Gelenksschmerzen und Entzündungen auf. Die Einnahme als Pulver ist hier besonders effektiv. Sowohl Vitamin C als auch Galaktolipide sind nicht hitzeresistent und werden bei Temperaturen über 40°C in ihrer Wirkung schwächer bzw. verschwinden. Im Vergleich zu Tee oder Marmelade ist Hagebuttenpulver somit die wirkstoffreichste Darreichungsform der Hagebutte.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Herstellen und Anwenden von Hagebuttenpulver. Wenn du mehr rund um das Thema Wildkräuter und deren Verwendung lernen möchtest, begrüße ich dich gerne in meinem Onlinekurs "Wildkräuter Grundlagen" oder begleite dich ein ganzes Jahr in der zertifizierten Wildkräuter-Ausbildung.
Beste Grüße Gertraud
Sehr gute Anleitung! Ich liebe Hagebutten, aber das ewige Gepule ist echt nervig... Im nächsten Erntejahr gibt's dieses Pulver!!