Die ersten Huflattichblüten sind für mich der Inbegriff von Frühlingsanfang. Die Sonne hat nun so viel Kraft, die ersten Blüten aus dem noch nicht ganz verrottetem Vorjahreslaub, das zum Teil noch mit Schnee bedeckt ist, herauszulocken. Nach den langen Wintermonaten kommt endlich wieder Farbe an die Wegesränder und die ersten Insekten begrüßen die nektarspendenden Wildblumen sicherlich noch freudiger als wir Spaziergänger.
Wie immer lässt sich aus der Namensgebung des Huflattichs - Tussilago farfara ablesen, welche Wirkung ihm zugeschrieben wird. Der Gattungsname Tussilago stammt vom lateinischem Begriff "tussis" und bedeutet "Husten", das Wort "agere" (also ago) bedeutet "vertreiben" - Husten vertreiben. Die Bedeutung des Wortes "farfara" ist nicht eindeutig geklärt. Man bringt es am ehesten mit der Behaarung der jungen Blätter in Verbindung, die wie bemehlt aussehen; "fara" = "Mehl".
Steckbrief des Huflattichs
Huflattich erkennen
Der Huflattich gehört zu den wenigen Pflanzen, die ihre Blüten noch vor den Blättern zeigen. Er hat es wohl ziemlich eilig, sein leuchtend gelbes Köpfchen in die Sonne zu strecken.
Stängel:
Der geschuppte Stängel der Wildblume ist anfangs braun bis rötlich braun gefärbt, ehe er sich in entwickeltem Zustand grün färbt. Er kann eine Höhe bis ca. 20 cm erreichen, meist sind sie etwa Handbreit.
Blüte:
Auf jedem Stängel sitzt nur eine Blüte. Sie ist strahlend gelb, duftet unglaublich gut nach Honig und hat etwa einen Durchmesser von 2 cm. Die Blütenzungen sind strahlenförmig um den etwas dunkleren Blütenboden angeordnet. Sie sind ein wahrer Magnet für alle nektarliebenden Insekten. Sobald der Huflattich verblüht, erinnert er uns an die Pusteblume des Löwenzahns. Die kleinen, weißen, Fallschirm-Härchen werden vom Wind fortgetragen und transportieren die enthaltenen Samen zu neuen Saatplätzen.
Blätter:
Erst etwa 6 Wochen nach der Blüte erscheinen die hufeisenförmigen, filzig-behaarten Blätter. Erst sind sie spitz eingerollt und entfalten sich dann zu etwa handtellergroßen, langgestielten Blättern. Zuerst sind sie beidseitig weiß-filzig behaart - dies stellt eine Schutzschicht dar, die im ausgewachsenen Zustand der Blätter an der Blattoberseite verschwindet. Der weiche Flaum der Huflattichblätter ist ganz typisch und so gut zu unterscheiden von den Blättern des Pestwurz, die sehr ähnlich aussehen. Pestwurzblätter fühlen sich auch im jungen Stadion rauh an.
Ein Huflattichblatt bekommt im Sommer eine recht stattliche Größe, es kann einen Durchmesser von etwa 25 cm bekommen. Die recht ähnlich aussehenden Blätter des Pestwurz werden deutlich größer.
Inhaltsstoffe des Huflattichs
Der Huflattich galt früher als eines der besten Mittel bei Husten. Ein optimales Zusammenspiel seiner Inhaltsstoffe macht ihn zu einer sehr wertvollen Heilpflanze. Er enthält Schleimstoffe, die sich über gereizte Schleimhäute legen, Gerbstoffe und Kieselsäure festigen die Schleimhäute und Bitterstoffe wirken kräftigend auf den Körper. Hier die Inhaltsstoffe:
Schleimstoffe
Inulin
Gerbstoffe
Bitterstoffe
Flavonoide
Kieselsäure
Natrium
Kalium
Eisen
Magnesium
Schwefel
Vitamin C
Pyrrolizidin-Alkaloide (PA)
Leider ist der Huflattich wegen seiner enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) in der Kräuterheilkunde in Verruf geraten. Pyrrolizidin-Alkaloide sind in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum eingenommen leberschädlich. Huflattich ist deshalb aus den Märkten verschwunden und ist apothekenpflichtig. Es gilt eine Einnahme-Empfehlung, höchstens 2 x im Jahr max. 3 Wochen lang z.B. Huflattich-Tee zu trinken. Die Blüten des Huflattichs enthalten mehr PA als die jungen Blätter. Aus Vorsicht sollte auch während der Schwangerschaft und der Stillzeit auf PA-haltige Pflanzen verzichtet werden. Kleinen Kindern sollte ebenfalls kein PA-haltiges Mittel verabreicht werden.
Trotz allem ist Huflattich eine wunderbare Wildpflanze. In den Apotheken wird auch PA-freier Huflattich angeboten.
Wofür sind Pyrrolizidin-Alkaloide?
PA sind sekundäre Pflanzenstoffe, welche Pflanzen oder Pilze bilden, um sich zu schützen. Schon kleine Mengen davon reichen, um Käfer, Larven, usw. in die Flucht zu schlagen, noch bevor sie Fraßschäden an den Blättern, Wurzeln oder Blüten verursachen.
Man kennt inzwischen rund 600 verschiedene Pyrrolizidin-Alkaloide, die von ca. 6000 Pflanzen gebildet werden. Bekannte Pflanzen mit PA sind z. B. Beinwell, Margarite, Borretsch oder Vergissmeinnicht.
Huflattich - Anwendung und Wirkung
Alte Namen wie Brustlattich, Hustenblätter, Heilblatt oder Hustenkraut belegen, dass diese weitverbreitete Wildblume seit langer Zeit einen festen Platz in der Volksheilkunde hat.
Am bekanntesten ist die Verwendung als Tee.
Wenn du die oben genannten Vorsichtsmaßnahmen wegen des Pyrrolizidin-Alkaloids beachtest, kannst du dir selbstverständlich Tee aus den selbst gesammelten Kräutern herstellen.
Tee innerlich, Zubereitung:
Für 1 Tasse Tee benötigst du 1 TL getrocknete Huflattich-Blätter.
Bei akutem Husten übergießt du die Heilkräuter mit heißem Wasser und lässt den Tee 10 Minuten ziehen.
Bei Reizhusten mit warmen Wasser übergießen und bis zu 60 Minuten ziehen lassen. So lösen sich noch mehr Pflanzenschleime, die den Reizhusten beruhigen können.
Tee aus Huflattich schmeckt ziemlich bitter, deshalb mit etwas Honig süßen. 3 x täglich schluckweise trinken, damit die Schleimhäute immer wieder vom Pflanzenschleim bedeckt werden.
Der Tee wird auch empfohlen bei Heiserkeit oder Entzündungen der Mund- / Rachenschleimhaut.
Teemischungen:
geeignet bei Husten, Reizhusten, Asthma sind z. B.
Thymiankraut
Weißdornblüten und -blätter
Süßholzwurzel
Spitzwegerich
Königskerze
Fenchelfrüchte
Melissenblätter
Schlüsselblumen
Teemischungen bei trockenem Husten, z. B.:
Anis
Süßholzwurzel
Eibischwurzel
Tee äußerlich:
Huflattichtee hat sich in der Kräuterkosmetik bewährt. Er strafft die Haut, wirkt entzündungshemmend und klärend bei Pickel / Akne und sorgt mit seiner kühlenden Eigenschaft für Frische. Den Tee dafür immer frisch zubereiten und als Gesichtswasser verwenden.
Eine in Huflattichblättertee getränkte Kompresse kann als Auflage bei Entzündungen oder schlecht heilenden Wunden angewendet werden.
Huflattich-Gesichtswasser:
getrocknete Huflattich-Blüten und Blätter in ein Weißglas geben
mit Alkohol (mind. 40 % vol.) übergießen, alles muss bedeckt sein
3 Wochen stehen lassen, täglich etwas schwenken
abseihen
kann mit Rosenwasser oder Hamameliswasser gemischt werden
eignet sich sehr gut zur Pflege unreiner, fettiger Haut
Huflattich-Kaltauszug als Fußbad:
zerkleinerte Blätter des Huflattichs mit kaltem Wasser übergießen und einige Stunden stehen lassen.
Vor dem Fußbad auf angenehme Temperatur erwärmen und beliebig ein paar Tropfen ätherische Öle dazugeben.
Gibt müden Füßen neuen Schwung!
Huflattichblätter
Nicht umsonst hat der Volksmund den Blättern den Namen Heilblatt gegeben.
Du kannst frische Blätter als Auflage oder Umschlag benutzen bei entzündeter, strapazierter und gestresster Haut. Die Blätter haben eine kühlende und heilende Eigenschaft.
Die Blätter können auch in der Küche verwendet werden. Klassische Rezepte wie Kohl- oder Krautwickel lassen sich auch mit den Blättern des Huflattichs zubereiten (junge Blätter). Der Flaum auf den Blättern kann mitgekocht werden.
Übrigens: Huflattich ist eine Magnesiumpflanze, gilt als Einschleuserpflanze.
Huflattichblüten
Die Blüten kannst du einfach so zupfen und sofort essen, sie schmecken richtig süß, irgendwie nach Honig. Als Zugabe zum Salat oder zum Verfeinern von Desserts eignen sie sich bestens.
Ich muss aber gestehen, ich sammle nicht viele Blüten, da ich mich so über die ersten Bienenpflanzen freue und ihnen den Vortritt lasse.
Huflattichwurzeln
Die Wurzeln des Huflattichs sind in der Küche als Wildgemüse verwendbar. Du kannst es mit anderen Wurzelgemüsen mischen und zu einem leckeren Eintopf zubereiten.
Huflattich ernten
Alles muss zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Die Kräuterernte macht da keine Ausnahme. Jedes Pflanzenteil hat zu einem anderen Zeitpunkt die optimale Reife und Nährstoff-Zusammensetzung.
Natürlich spielt auch noch das Wetter eine Rolle. Du solltest grundsätzlich an sonnigen Tagen deine Heilkräuter pflücken, wenn der Morgentau verschwunden ist und die Hitze des Tages die Wildkräuter noch nicht welk erscheinen lässt. Der späte Vormittag ist meiner Meinung nach ein guter Zeitpunkt.
Der Huflattich ist eine wichtige Wildblume für unsere Insekten. Sei also achtsam beim Sammeln, die kleinen Tierchen brauchen nach den Wintermonaten dringend die ersten Nektarquellen.
Huflattich Blüte
Ab Februar erscheinen die Blüten, bis in den April (in etwas schattigen Lagen) können sie geerntet werden.
Huflattich Blätter
Die jungen Blätter sind zu bevorzugen. Ab April erscheinen, zunächst eingerollt, die herz- oder hufeisenförmigen Blätter. Sie sind von einem weichen, filzigen Flaum überzogen. Je älter das Blatt wird, desto haariger erscheint die Schutzschicht des Blattes. Sie reißt mehr und mehr auf und löst sich über den Sommer oft ganz ab. Im jungen Stadion sind sie kaum zu verwechseln mit dem Blatt des Pestwurz. Der Pestwurz hat eine ähnliche Form, ist aber rauh und wird im Spätsommer deutlich größer als das Blatt des Huflattichs.
Erntemonate: April bis Juni
Huflattich Wurzel
Wie für alle Wurzelkräuter gilt auch hier, ab Oktober bis Februar (an frostfreien Tagen).
Huflattich trocknen
Die Blätter des Huflattichs haben sehr viele Schleimstoffe, was eine Schimmelbildung beschleunigt. Du solltest also sorgfältig mit jedem einzelnen Blatt umgehen:
Blätter einzeln in einen luftigen Korb auslegen und nach Hause transportieren
sofort herausnehmen
noch vor dem Trocknen in gröbere Stücke schneiden, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen
einzeln in einem Trocknungsautomat oder auf einem Leinentuch auslegen
den Automaten solange bei milder Temperatur (max. 40 Grad) laufen lassen, bis alles trocken ist.
alternativ das belegte Tuch an einem schattigen und luftigen Platz auslegen. Die Blätter immer wieder wenden
in Gläsern oder Kräuter-Papier-Tüten verpacken und beschriften nicht vergessen
Huflattich Kommission E
Bezeichnung des Arzneimittels
Farfarae folium; Huflattichblätter
Bestandteile des Arzneimittels
Huflattichblätter, bestehend aus den frischen oder getrockneten Laubblättern von Tussilago farfara LINNÉ sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung. Die Droge enthält Schleim- und Gerbstoffe. Huflattichblätter enthalten außerdem wechselnde Mengen von Pyrrolizidinalkaloiden mit einem 1,2 ungesättigtem Necingerüst und deren N-Oxide.
Anwendungsgebiete
Akute Katarrhe der Luftwege mit Husten und Heiserkeit. Akute, leichte Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
Gegenanzeigen
Schwangerschaft, Stillzeit
Nebenwirkungen
nicht bekannt
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
nicht bekannt
Dosierung
soweit nicht anders verordnet:
Tagesdosis
4,5 g bis 6 g Droge, Zubereitungen entsprechend
Die Tagesdosis von Huflattichtee (Droge) und von Teemischungen darf nicht mehr als 10 µg die Tagesdosis von Extrakten und Frischpflanzenpreßsaft nicht mehr als 1 µg Pyrrolizidinalkaloide mit 1,2 ungesättigtem Necingerüst einschließlich ihrer N-Oxide enthalten.
Art der Anwendung
Zerkleinerte Droge für Aufgüsse, Frischpflanzenpreßsaft oder andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
Dauer der Anwendung
Nicht länger als 4 - 6 Wochen pro Jahr
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