Gundermann - erkennen und verwenden
- Gertraud Fußeder

- 3. Nov. 2023
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Okt.

Der Gundermann (lat. Glechoma hederaceae)
Gundermann, Gundelrebe oder „Guck über den Zaun“ ist eine alte germanische Zauberpflanze, deren bodendeckenden Ranken ungehalten die ganze Umgebung erkunden. Dabei schauen ihre lila Blüten gerne in Nachbars Garten, was sie bei Gartenbesitzern zum lästigen Unkraut macht. Wer aber ihre Heilkraft kennt, freut sich im Frühjahr über das blühende Kraut mit den herzförmigen Blättern. In der traditionellen Gründonnerstagssuppe, die aus neunerlei frischen Kräutern gekocht wird, darf der Gundermann nicht fehlen. Warum gerade an diesem Tag diese Suppe gegessen wird, ist nicht mehr bekannt. Vermutlich sollte es ein gemeinsames Mahl sein (wie das Abendmahl) und das Volk anhand der Kraftpflanzen mit guten und “heiligen” Kräften versorgen. Aufgrund der Robustheit des Gundermanns, lässt er sich das ganze Jahr über verwenden. Seit dem Mittelalter gilt er als „Milchzaubermittel“. Geben die Kühe zu wenig Milch, ist sie schlecht oder lässt sie sich nicht richtig buttern, dann könnte ein böser Zauber im Spiel sein, vor dem der Gundermann schützen kann. Es ging sogar so weit, dass in einigen Gegenden die erste Milch nach Austrieb durch einen Kranz aus Gundermann gemolken wurde. Aber er kann nicht nur vor Verzauberung schützen, sondern ist auch eine wichtige Heilpflanze. Der Name „Gund“ war im germanischen Sprachen der Name für Eiter u. ist bezeichnend für langwierige Krankheiten mit eitrigen Wunden, Auswurf o. Ausfluss. Hierbei hilft besonders gut ein Öl aus Gundermann.
Inhalt
1. Exkurs - Magie und Mythologie von Gundermann
2.1 Namensdeutung
2.2 Astrologische Zuordnung
3. Pflanzenportrait: Gundermann
4.1 Gundermann erkennen
4.2. Gundermann verwechseln
4. Inhaltsstoffe des Gundermann
5.1 Gundermann richtig ernten
5.2 Erntezeitpunkt
6. Gundermann - Verwendung, Anwendung, Wirkung, Nebenwirkung und Kontraindikationen
6.1 Gundermann in der Hausapotheke
6.2 Gundermann in der Kulinarik
6.3 Gundermann in der Energetik
6.4 Gundermann Kontraindikationen und Nebenwirkungen
Gundermann
1. Exkurs - Magie und Mythologie von Gundermann
Bei den Griechen und Römern gänzlich unbekannt, war Gundermann bei den Germanen eine wichtige Zauberpflanze. Ein guter Pflanzengeist, der im Gundermann lebt, soll vor bösem Zauber schützen. In der ersten Mainacht wurde Gundermann geschnitten, mit Salz und Hafer vermischt und dem Vieh gegen Krankheiten gegeben. Aber auch unsere Vorfahren glaubten an die Heilkraft des Gundermanns und trugen bei Frühlingsfesten Kränze aus Gundermann. Während der Pfingstpredigt geschnittene Gundermannblätter sollen gegen jede Krankheit geholfen haben. Ein Kranz aus einer ungeraden Menge Gundelrebenblätter wurde gegen Kopfschmerzen verwendet.
2. Signatur des Gundermanns
Die Signaturenlehre gilt als eine sehr alte Weisheit, die einem dazu befähigte, die leise Sprache der Pflanze zu verstehen. Ausgedrückt in Form, Farbe, Geruch, Konsistenz und vielen weiteren Zeichen der Pflanze leitete man durch die Ähnlichkeitsregel zum menschlichen Körper die Verwendungsmöglichkeiten und Wirksamkeiten der Pflanze her. Lange Zeit war dies fast in Vergessenheit geraten, doch diese Lehre hat auch heute noch ihre wertvollen Informationen. Gepaart mit aktuellem Wissen aus der Phytotherapie erschließt sich uns ein Feld, dass uns die Pflanze ganzheitlich verstehen lässt; in ihrem Wesen, in ihrer Botschaft und selbstverständlich über ihre Inhaltsstoffe.
2.1 Namensdeutung
Gundermann - Glechoma hederaceae
Was bedeutet ?
Gund steht im altgermanischen für Eiter, von "Glechoma" lässt sich die Herkunft nicht eindeutig erklären. Hederaceae kommt von hederaceus und bedeutet "efeublättrig", was an der Ähnlichkeit der Blattform mit Efeu zeigt.
Namen im Volksmund
Gundermann, Herr des Eiters, Erdefeu, Gundelrebe, Donnerrebe, "Guck-über-den-Zaun", und viele mehr.
2.2 astrologische Zuordnung vom Gundermann
Merkur
Merkur (Mercurius) wird als Götterbote dargestellt. Daraus kann abgeleitet werden, dass das Wesen des Gundermanns die Kommunikation ist. Gundermann gilt als gesellige Pflanze, die - so die alte Überlieferung - so manchem Erdwesen Herberge schenkt.
Die ihm zugeordneten Organe im Menschen sind u. a. die oberen Atemwege (Lunge), Lymphe und das Sprachzentrum. Merkurpflanzen gelten als wendig und beweglich, unterstützen Stoffwechselprozesse (Austausch) und weitere Prozesse, die der Bewegung zugeordnet werden.
Venus
Die Venus zeigt sich in den sanften und gleichmäßigen Blattschwüngen der kleinen, nierenförmigen Blättern des Gundermanns. Venus bringt Sanftheit, Güte, Harmonie und Ausgleich. Venus ist immer wohlwollend, unterstützend - aber drängt sich niemals auf. Venuspflanzen gelten als wunderbare Ergänzungen in vielen Teemischungen. Hier sei aber angemerkt, dass Venus in dem Beispiel von Gundermann die zweite Rolle spielt - Gundermann ist eine sehr kräftige Pflanze.
3. Pflanzenportrait Gundermann

3.1 Gundermann erkennen
Wie kannst du nun den Gundermann erkennen? Gundermann zählt zu den Lippenblütlern

Der Gundermann oder auch die Gundelrebe erinnert von der Wuchsform an Efeu. Die Ranken des Wildkrautes breiten sich flächig teppichartig aus. In den Frühlingsmonaten zeigen sich zart violette Blüten mit ihren typischen Ober- und Unterlippen - ein wichtiges Bestimmungsmerkmal der Lippenblütler. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der Stiel der Ranken - er ist wie bei vielen anderen Lippenblütlern 4-kantig. Die rundlich-nierenförmigen Blätter mit den feinen Blattschwüngen am Blattrand ist ebenfalls ein wichtiges Erkennungsmerkmal der Wildpflanze Gundermann. Überall dort, wo diese regelmäßigen Blattschwünge vorhanden sind, zeigt sich die Kraft der Venus. Es ist also nicht überraschend, dass die Pflanze u. a. einen Platz in der Frauenheilkunde hat.
Was ebenfalls nennenswert ist, ist die Blattfärbung von Gundermann. Steht er in der vollen Sonne, kommt es sehr häufig vor, dass die Blätter rötlich überlaufen sind. An sonnigen Standorten bleiben die Blätter kleiner und der Wuchs ist gedrungener (kürzere Ranken). An schattigen Plätzchen fühlt sich Gundermann ebenfalls sehr wohl, dort sind die Blätter einheitlich grün und er kann lange Ranken bilden.

3.2 Gundermann verwechseln
Verwechslungen sind mit Taubnessel, Günsel und Braunelle möglich. Da aber alle essbar sind, ist lediglich der Geschmack anders.

4. Inhaltsstoffe Gundermann
Gundermann hat zahlreiche Inhaltsstoffe wie Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe,... und ein breites Wirkungsspektrum. Vor allem der Einsatz bei eitrigen Wunden und der Schwermetallausleitung zeigen die "Stärke" der kleinen Pflanze, die manchen Gärtner aufgrund ihrer Ausbreitung zur Verzweiflung bringt.
Gerade die Schwermetallausleitung gehört in therapeutische Hände, da es bei Ausleitung und Entgiftung vieles zu Beachten ist (Grunderkrankungen, Jahreszeit, Darmflora, Konstitution,...), um Schäden oder Nebenwirkungen zu vermeiden.
entzündungshemmend
spasmolytisch (Bronchien)
harntreibend
leicht stoffwechselanregend
schwermetallausleitend
wundheilend
...

5. Gundermann - Richtiges Ernten
5.1 Gundermann richtig ernten
Was kann man vom Gundermann ernten?
Gundermann wächst überall, bei direkter Sonnenbestrahlung werden in seinen Blättern besonders viel ätherische Öle gespeichert.
Vom Gundermann werden die frischen jungen Blätter und Triebspitzen, sowie die Blüten verwendet. Trocknen ist möglich, da aber Gundermann das ganze Jahr über zur Verfügung steht, sollte eher das frische Kraut verwendet werden.
Aufgrund der Entstehung von Nebenwirkungen, bei Überdosierung, sollte täglich nicht mehr als ein paar Blätter verzehrt werden. Als Tee werden 2 TL auf 1/4 Liter und maximal 2 mal täglich empfohlen.
5.2 Wann soll Gundermann geerntet werden?
Blätter und Triebspitzen von März bis Juni
Blüten von April bis Juni
Blätter das ganze Jahr möglich
Wenn du beabsichtigst, Gundermann für deine Wildkräuter-Hausapotheke zu verwenden, ist der beste Erntezeitpunkt der Frühsommer / Sommer. Für den frischen Verzehr kannst du Gundermann das ganze Jahr über ernten, da er zu den wintergrünen Pflanzen zählt.
6. Gundermann - Verwendung, Anwendung, Wirkung, Nebenwirkung und Kontraindikationen
6.1 Gundermann in der Hausapotheke
Eine eigene Hausapotheke mit Wildkräutern zu bestücken, ist nicht schwer. Hier gehört der Gundermann auf jeden fall dazu.
Gundermann erkennen und verwenden bei:
Atemwegserkrankungen wie Atemnot, Asthma bronchiale, Bronchitis,
Reizblase, Nieren-Blasenbeschwerden, Nierenbecken- und Blasenentzündung,
Schwermetallausleitung
Müdigkeit, Kopfschmerzen;
äußerlich bei eitrigen Wunden
...
Culpeper verwendete zum Beispiel den Gundermann bei Blockierungen von Leber und Gallenblase; Gelbsucht, cholerische Körpersäfte; Milzstauungen mit Melancholie; Darmblähungen u. Koliken; Gicht; Geschwüre in Lunge und innerlichen Wunden; äußerlich bei Geschwülsten, Verletzungen, Juckreiz; Ohrentropfen für Tinnitus. Diese Anwendungen finden auch Beachtung in der traditionellen europäischen Medizin - TEM

Bei Wunden kann das Wunderblättchenöl nach Fischer-Rizzi ausprobiert werden:
Frische Gundermannblätter im Juni/Juli sammeln, säubern (nicht waschen); die Blätter in Schraubglas pressen, zuschrauben u. in Sonne stellen. Es setzt sich nach einigen Tagen am Boden des Glases eine helle Flüssigkeit ab; diese vorsichtig abseihen o. mit Pipette entnehmen; in dunkle Glasflasche geben u. kühl aufbewahren. Wunden nach Bedarf mehrmals tgl. bestreichen.
Das Öl ist stark wundheilend u. entzündungshemmend u. kann bei schleicht heilenden, eitrigen Wunden, sowie Hauterkrankungen eingesetzt werden.
6.2 Gundermann in der Kulinarik
Wiesendudler:
1 Liter naturtrüber Apfelsaft
3-5 Stängel Gundermann
3-5 Gierschstängel mit Blätter
einige Blätter von Melisse o. Pfefferminze
(es kann auch etwas Zitronensaft dazu gegeben werden);
Kräuter zerkleinert in Apfelsaft geben, ca. 4 Stunden ziehen lassen, abseihen und mit Wasser verdünnen.
Der Wiesendudler ist ein erfrischendes, schmackhaftes Getränk, das auch Kinder gerne trinken.
6.3 Gundermann in der Energetik
Gundermann eignet sich getrocknet hervorragend als Räucherwerk. Seine verbindende und kommunikative Art kann dazu beitragen, Isolation und Starre zu beleben.
Außerdem lässt sich aus jungen frischen Trieben eine eigene Essenz herstellen, die dann im DIY-Verfahren zu einem Auraspray weiterverarbeitet werden kann.
6.4 Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen
In therapeutischen Dosen keine; höher dosiert, Verdauungsbeschwerden
Wechselwirkungen
Keine
Gundermann in der Kommission E
Bezeichnung des Arzneimittels
Glechomae herba
Gundelrebenkraut wurde bisher weder vom HMPC noch von ESCOP bearbeitet. Es gibt auch keine Monographie der Kommission E.
Quellenangaben
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Pflanzen sicher erkennen
Inhaltsstoffe, wofür verwenden - richtig anwenden
Signaturenlehre, Wesen, Botschaft der Pflanze
astrologische Zuordnung der Pflanzen und deren Bedeutung












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