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AutorenbildGertraud Fußeder

Ölauszug oder Mazerat selber herstellen - Verwendung und Anleitung

Aktualisiert: 9. Mai 2022


Öl-Kaltauszug, Blüten in Öl einlegen, Kräuterauszug, Kräuterauszüge, Kräutermazerat
Ölauszüge - Mazerate - Tinkturen

Was gibt es schöneres, als die eigene Ernte von Kräutern, Blüten und Wurzeln zu verarbeiten und haltbar zu machen?

In diesem Beitrag möchte ich dir ausführlich zeigen, wie du deine eigenen Mazerate ganz einfach selber herstellen kannst.

 

Inhalt



Viele Bezeichnungen für ein und dasselbe


Zuerst möchte ich auf die Begriffe eingehen. Sicherlich hast du schon von

  • Ölauszug

  • Mazerat

  • Kaltansatz

  • Kaltauszug

  • Mazeration

gehört. Damit ist immer gemeint, dass du die Blüten / Blätter / Wurzeln oder Rinde in ein Öl deiner Wahl in einem geeignetem Gefäß ansetzt und die Pflanzenteile "ausziehen" lässt. Ich rede in diesem Beitrag ausschließlich von Auszügen mit Öl - es gibt auch das Verfahren mit Alkohol, dann entsteht daraus eine Tinktur, die Verwendung von Tinkturen ist aber eine ganz andere.


Was ist ein Ölauszug?


Bei einem Ölauszug unterscheidet man zwischen 2 Herstellungsverfahren. Es gibt einen Kalt- sowie einen Warmauszug. Der Kaltauszug erfordert zwar etwas Geduld, ist aber zu den Pflanzen und auch zu den verwendeten Ölen viel schonender und die Inhaltsstoffe können bestmöglich erhalten bleiben.

Bei einem Ölauszug werden die fettlöslichen Vitamine und wertvollen Pflanzenstoffe aus den Pflanzen gelöst und gehen auf das Öl über. Das verwendete Öl wird so zum Trägeröl der gelösten Pflanzenstoffe und als Mazerat bezeichnet.

Ein fertiges Mazerat kann pur verwendet werden oder dient als Grundlage für die Weiterverarbeitung zu kosmetischen Produkten, zur Pflege von Haut und Haaren oder als DIY-Geschenk.

Aber auch in der Küche kannst du es hervorragend einsetzen, hier bieten sich aromatische Küchenkräuter wie z. B. Thymian oder Rosmarin kombiniert mit Knoblauch und / oder Chili hervorragend an.


Verwendungsmöglichkeiten Mazerate

Welche Pflanzen können verwendet werden?


Grundsätzlich alle Pflanzen, welche fettlösliche (lipophile) Inhaltsstoffe aufweisen.

Zu den fettlöslichen Stoffen zählen vor allem Carotinoide, ätherische Öle, Phytosterole oder Flavonoide.

Die Pflanzen(teile) sollen nicht zu wässrig sein, da sonst das Risiko der Schimmelbildung besteht.

Hier eine Übersicht, welche Pflanzen sicher meiner Meinung nach gut für Mazerate eigenen:

  • Arnikablüten

  • Gänseblümchen

  • Kamillenblüten

  • Weissdornblüten

  • Ringelblumenblüten

  • Schafgarbe

  • Johanniskraut

  • Lavendel

  • Rosmarin

  • Thymian

  • Rotklee

  • Steinklee

  • Spitzwegerich

  • Vanille

  • Tonkabohne


Ernte und Vorbereitung der Pflanzen, Ölansatz


Die Pflanzen sollten an einem sonnigen Tag in trockenem Zustand geerntet werden. Nur einwandfreie Qualität kommt für ein Mazerat in Frage. Achte darauf, dass die Pflanze frei von braunen Stellen ist und dass keine bereits verwelkten Blüten oder durch Insekten verunreinigte Blätter/Blüten geerntet werden. Zu Hause solltest du deine Ernte auf einem sauberen Tuch ausbreiten und an einem schattigen, luftigen Platz für ein paar Stunden liegen lassen. Das dient dazu, dass kleine Insekten, die vielleicht in den Blüten sind, sich entfernen können. Auch ist es wichtig, dass die Pflanzen etwas welk werden, damit sich das vorhandene Wasser in den Blättern/Blüten reduziert. Je geringer der Wasseranteil im Öl, desto weniger besteht die Gefahr der Schimmelbildung.


Je nach Größe der Blüten / Blätter solltest du das Pflanzengut zerkleinern, um so die Kontaktfläche für das Öl zu vergrößern. So können die Inhaltsstoffe besser auf das Öl übergehen.


Dann füllst du das Pflanzengut in ein sterilisiertes Glas, wofür du einen passenden Deckel hast. Das Glas sollte locker befüllt bis ca. 2 cm unter dem Rand sein. Anschließend gießt du das Öl deiner Wahl darüber und achtest darauf, dass alles gut bedeckt ist. Denk bitte daran, dass du jedes einzelne Glas mit Inhalt und Datum beschriftest.


Ich "verschließe" das Glas die ersten 2 Tage nur mit einem Tuch, dass ich am Glas festbinde, damit noch Feuchtigkeit entweichen kann. Erst nach etwas 2 Tagen gebe ich den Deckel auf das Glas.


















Wichtig: Du solltest das Glas nun täglich 2 - 3 mal langsam schwenken (gerne 1 - 2 Minuten). Das ist wichtig, damit das Pflanzengut, welches vor allem an den ersten Tagen nach oben aufsteigt, immer wieder mit Öl bedeckt wird. Aber nur schwenken, nicht schütteln.


Wo soll das Glas während der Auszugszeit stehen?

Ich stelle es generell an helle Plätze, aber nicht in die volle Sonne - mit einer Ausnahme: das Johanniskrautöl. Das darfst du an einen sonnigen Platz stellen, damit es auch schön satt rot wird.

Wie lange soll das Pflanzensubstrat im Öl bleiben?

Ich bin der Meinung, dass ca. 2 Wochen völlig ausreichend sind. Du kannst es daran erkennen, dass die Blüten / Blätter nicht mehr frisch aussehen und wahrscheinlich auch nichts mehr an das Öl abgeben können. Aber auch hier mache ich eine Ausnahme: richtig, beim Johanniskrautöl. Hier kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass es durchaus Sinn macht, es bis zu 4 Wochen stehen zu lassen. Ich habe bis jetzt immer ein stabiles, sowie satt rotes Öl erhalten. Aber natürlich sind das nur Empfehlungen, experimentiere ruhig selber und verlass dich auch auf dein Gefühl.


Wie funktioniert das Abseihen / Filtern?


Es gibt verschiedene Methoden:

das Öl durch ein sauberes Leinentuch laufen lassen

Filtertüten (Kaffeefilter)

Nussmilchbeutel


Bereite dir ein Glas / Fläschchen vor, wo du dein Mazerat aufbewahren möchtest. Bitte achte auf Sauberkeit aller Utensilien.

Gib den Inhalt deines Ölansatzes (also samt Pflanzeninhalt) in dein Tuch/Filter und lass es einfach durchsickern. Wichtig ist dabei, dass du nicht durch drücken und pressen nachhilfst. Es soll wirklich nur das Öl durch den Filter. Das Mazerat sofort verschließen und beschriften. Du solltest es dunkel und kühl aufbewahren.

Welches Öl eignet sich am Besten für ein Mazerat?


Wähle ein hochwertiges, natives, oxidationsstabiles Öl aus. Eine gute Wahl ist Olivenöl, Sesamöl oder für die Kosmetik auch Jojobaöl. Natürlich kannst du auch andere Öle wählen, du solltest das aber bei der Haltbarkeit deines Mazerates berücksichtigen.



Wie lange ist ein Mazerat haltbar?


Ein Mazerat, welches mit Frischpflanzen (wie in diesem Beitrag beschrieben) hergestellt wurde, ist bei sauberer Verarbeitung mindestens 6 Monate haltbar. Bis 12 Monate ist durchaus möglich, das kommt auf das Trägeröl, sowie den Wassergehalt der Pflanzen an. Hygiene bei der Verarbeitung sollte selbstverständlich sein.

Zur Lagerung eignen sich ganz besonders Braungläser.


Du kannst sämtliche Mazerate auch mit getrockneten Pflanzen(teilen) herstellen, das erhöht die Haltbarkeit. Dies ist auch eine gute Möglichkeit, wenn du keine Frischpflanzen selber sammeln kannst oder diese bei uns nicht beheimatet sind.


Ich empfehle auch immer, nur kleine Chargen anzusetzen. Dies macht vor allem Sinn, wenn dein Ziel die Herstellung von Salben, Lippenpflege o.ä. ist. Für eine duftende Lippenpflege mit Vanille in Jojobaöl reicht z. B. eine kleine Menge von 30 ml locker aus. Überlege dir also schon vorher, was du alles herstellen möchtest - gute Öle sind teuer! Und sollte es mal einen Misserfolg geben, dann hält sich das Ganze in Grenzen ;-)


Ich wünsche dir viel Freude beim Herstellen und Experimentieren deiner Mazerate! Wenn du Fragen hast, melde dich gerne bei mir :-)

Für alle, die keine Mazerate selber herstellen möchten, aber diese trotzdem gerne verwenden möchten, gibt es natürlich auch fertige Mazerate im Handel.


Produktempfehlungen *


Für den Ansatz deines Mazerates kannst du problemlos Gläser wiederverwenden (Gurkenglas, Marmeladenglas, etc.). Also, ab sofort alles sammeln ;-)


* bei den Produktlinks handelt es sich um Affiliate-Links.



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Disclaimer

Ich distanziere mich von jeglichen Heilaussagen oder Heilwirkungen. Alle Aussagen, die hier getroffen wurden, dienen der allgemeinen Information zur Pflanze. Die Quellen für meine Inhalte sind unzählige Sachbücher von Autoren wie z.B. Doris Grappendorf, persönliche Weiterbildungen, sowie Erfahrungen und Überlieferungen. Ein Heilversprechen zu geben, ist nicht gewollt und wäre auch nicht seriös. Was ich euch versprechen kann, dass ich alle Informationen überprüfe und nur für mich seriöse Quellen verwende. Es ist mir ein Anliegen, aufzuzeigen, in welcher Art und Weise man die vorgestellten Pflanzen in die Ernährung integrieren oder daraus wohltuende Kosmetik herstellen kann. Es wird keine Empfehlung zur Behandlung von Krankheiten gegeben. Bitte in jedem Krankheitsfall einen Arzt aufsuchen. 

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