Waltraud Wiesmüller

3. Nov. 20235 Min.

Gundermann - erkennen und verwenden

Gundermann - Gundelrebe - Glechoma hederacea

Der Gundermann (lat. Glechoma hederaceae)

Gundermann, Gundelrebe oder „Guck über den Zaun“ ist eine alte germanische Zauberpflanze, deren bodendeckenden Ranken ungehalten die ganze Umgebung erkunden. Dabei schauen ihre lila Blüten gerne in Nachbars Garten, was sie bei Gartenbesitzern zum lästigen Unkraut macht. Wer aber ihre Heilkraft kennt, freut sich im Frühjahr über das blühende Kraut mit den herzförmigen Blättern. In der traditionellen Gründonnerstagssuppe, die aus neunerlei frischen Kräutern gekocht wird, darf der Gundermann nicht fehlen. Warum gerade an diesem Tag diese Suppe gegessen wird, ist nicht mehr bekannt. Vermutlich sollte es ein gemeinsames Mahl sein (wie das Abendmahl) und das Volk anhand der Kraftpflanzen mit guten und “heiligen” Kräften versorgen. Aufgrund der Robustheit des Gundermanns, lässt er sich das ganze Jahr über verwenden. Seit dem Mittelalter gilt er als „Milchzaubermittel“. Geben die Kühe zu wenig Milch, ist sie schlecht oder lässt sie sich nicht richtig buttern, dann könnte ein böser Zauber im Spiel sein, vor dem der Gundermann schützen kann. Es ging sogar so weit, dass in einigen Gegenden die erste Milch nach Austrieb durch einen Kranz aus Gundermann gemolken wurde. Aber er kann nicht nur vor Verzauberung schützen, sondern ist auch eine wichtige Heilpflanze. Der Name „Gund“ war im germanischen Sprachen der Name für Eiter u. ist bezeichnend für langwierige Krankheiten mit eitrigen Wunden, Auswurf o. Ausfluss. Hierbei hilft besonders gut ein Öl aus Gundermann.


Inhalt

1. Exkurs - Magie und Mythologie von Gundermann

2. Signatur der Pflanze

2.1 Namensdeutung

2.2 Astrologische Zuordnung

3. Pflanzenportrait: Gundermann

4.1 Gundermann erkennen

4.2. Gundermann verwechseln

4. Inhaltsstoffe des Gundermann

5. Pflanze- Richtiges Ernten

5.1 Gundermann richtig ernten

5.2 Erntezeitpunkt

6. Gundermann - Verwendung, Anwendung, Wirkung, Nebenwirkung und Kontraindikationen

6.1 Gundermann in der Hausapotheke

6.2 Gundermann in der Kulinarik

6.3 Gundermann Kontraindikationen und Nebenwirkungen

7. Gundermann - Kommission E

  1. Gundermann

8. Quellenangaben

1. Exkurs - Magie und Mythologie von Gundermann

Bei den Griechen und Römern gänzlich unbekannt, war Gundermann bei den Germanen eine wichtige Zauberpflanze. Ein guter Pflanzengeist, der im Gundermann lebt, soll vor bösem Zauber schützen. In der ersten Mainacht wurde Gundermann geschnitten, mit Salz und Hafer vermischt und dem Vieh gegen Krankheiten gegeben. Aber auch unsere Vorfahren glaubten an die Heilkraft des Gundermanns und trugen bei Frühlingsfesten Kränze aus Gundermann. Während der Pfingstpredigt geschnittene Gundermannblätter sollen gegen jede Krankheit geholfen haben. Ein Kranz aus einer ungeraden Menge Gundelrebenblätter wurde gegen Kopfschmerzen verwendet.

2. Signatur des Gundermanns

Im Altertum war das Anwenden der Signaturenlehre weit verbreitet. Die Signaturenlehre beruht auf der Annahme, dass alles in Beziehung steht. Farbe, Form, Duft und einige weitere Beschaffenheiten verband man mit Elementen, Planeten oder Eigenschaften. Diese wiederum stehen in Beziehung mit dem menschlichen Körper, Geist und Seele. Moderne Forschung von heute kann mit Beobachtungen aus dieser Lehre verglichen werden und es ist nicht verwunderlich, dass sich so manches bestätigt.

Auch beim Gundermann lässt sich die Signaturenlehre anwenden.

2.1 Namensdeutung

Gundermann - Glechoma hederaceae

Was bedeutet ?

Gund steht im altgermanischen für Eiter, von "Glechoma" lässt sich die Herkunft nicht eindeutig erklären. Hederaceae kommt von hederaceus und bedeutet "efeublättrig", was an der Ähnlichkeit der Blattform mit Efeu zeigt.

Namen im Volksmund

Gundermann, Gundelrebe, Donnerrebe, "Guck-über-den-Zaun", und viele mehr.

2.2 astrologische Zuordnung vom Gundermann

Die blauvioletten Blüten deuten auf die Zugehörigkeit von Merkur hin; der zarte und gleichmäßige Blattrand mit den feinen Schwüngen zeigt die Kräfte der Venus.

3. Pflanzenportrait Gundermann

Gundermann Gundelrebe Pflanzenportrait

3.1 Gundermann erkennen

Wie kannst du nun den Gundermann erkennen? Gundermann zählt zu den Lippenblütlern

Gundermann erkennen

Der Gundermann oder auch die Gundelrebe erinnert von der Wuchsform an Efeu. Die Ranken des Wildkrautes breiten sich flächig teppichartig aus. In den Frühlingsmonaten zeigen sich zart violette Blüten mit ihren typischen Ober- und Unterlippen - ein wichtiges Bestimmungsmerkmal der Lippenblütler. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der Stiel der Ranken - er ist wie bei vielen anderen Lippenblütlern 4-kantig. Die rundlich-nierenförmigen Blätter mit den feinen Blattschwüngen am Blattrand ist ebenfalls ein wichtiges Erkennungsmerkmal der Wildpflanze Gund

ermann. Überall dort, wo diese regelmäßigen Blattschwünge vorhanden sind, zeigt sich die Kraft der Venus. Es ist also nicht überraschend, dass die Pflanze u. a. einen Platz in der Frauenheilkunde hat.

Was ebenfalls nennenswert ist, ist die Blattfärbung von Gundermann. Steht er in der vollen Sonne, kommt es sehr häufig vor, dass die Blätter rötlich überlaufen sind. An sonnigen Standorten bleiben die Blätter kleiner und der Wuchs ist gedrungener (kürzere Ranken). An schattigen Plätzchen fühlt sich Gundermann ebenfalls sehr wohl, dort sind die Blätter einheitlich grün und er kann lange Ranken bilden.

oben links: Lippenblüte, oben rechts: junger Blattaustrieb, unten links: rot überlaufen; unten rechts: teppichartiger Wuchs

3.2 Gundermann verwechseln

Verwechslungen sind mit Taubnessel und Braunelle möglich. Da aber beide essbar sind, ist lediglich der Geschmack anders.

Gundermann verwechseln

4. Inhaltsstoffe Gundermann

Gundermann hat zahlreiche Inhaltsstoffe und ein breites Wirkungsspektrum. Vor allem der Einsatz bei eitrigen Wunden und der Schwermetallausleitung zeigen die "Stärke" der kleinen Pflanze, die manchen Gärtner aufgrund ihrer Ausbreitung zur Verzweiflung bringt.

Gerade die Schwermetallausleitung gehört in therapeutische Hände, da es bei Ausleitung und Entgiftung vieles zu Beachten ist (Grunderkrankungen, Jahreszeit, Darmflora, Konstitution,...), um Schäden oder Nebenwirkungen zu vermeiden.

  • entzündungshemmend

  • spasmolytisch (Bronchien)

  • harntreibend

  • leicht stoffwechselanregend

  • schwermetallausleitend

  • wundheilend

  • ...

Gundermann Inhaltsstoffe

5. Gundermann - Richtiges Ernten

5.1 Gundermann richtig ernten

Was kann man vom Gundermann ernten?

Gundermann wächst überall, bei direkter Sonnenbestrahlung werden in seinen Blättern besonders viel ätherische Öle gespeichert.

Vom Gundermann werden die frischen jungen Blätter und Triebspitzen, sowie die Blüten verwendet. Trocknen ist möglich, da aber Gundermann das ganze Jahr über zur Verfügung steht, sollte eher das frische Kraut verwendet werden.

Aufgrund der Entstehung von Nebenwirkungen, bei Überdosierung, sollte täglich nicht mehr als ein paar Blätter verzehrt werden. Als Tee werden 2 TL auf 1/4 Liter und maximal 2 mal täglich empfohlen.

5.2 Wann soll Gundermann geerntet werden?

  • Blätter und Triebspitzen von März bis Juni

  • Blüten von April bis Juni

  • Blätter das ganze Jahr möglich

Wenn du beabsichtigst, Gundermann für deine Wildkräuter-Hausapotheke zu verwenden, ist der beste Erntezeitpunkt der Frühsommer / Sommer. Für den frischen Verzehr kannst du Gundermann das ganze Jahr über ernten, da er zu den wintergrünen Pflanzen zählt.

6. Gundermann - Verwendung, Anwendung, Wirkung, Nebenwirkung und Kontraindikationen

6.1 Gundermann in der Hausapotheke

Eine eigene Hausapotheke mit Wildkräutern zu bestücken, ist nicht schwer. Hier gehört der Gundermann auf jeden fall dazu.

Gundermann erkennen und verwenden bei:

  • Atemwegserkrankungen wie Atemnot, Asthma bronchiale, Bronchitis,

  • Reizblase, Nieren-Blasenbeschwerden, Nierenbecken- und Blasenentzündung,

  • Schwermetallausleitung

  • Müdigkeit, Kopfschmerzen;

  • äußerlich bei eitrigen Wunden

  • ...

Culpeper verwendete zum Beispiel den Gundermann bei Blockierungen von Leber und Gallenblase; Gelbsucht, cholerische Körpersäfte; Milzstauungen mit Melancholie; Darmblähungen u. Koliken; Gicht; Geschwüre in Lunge und innerlichen Wunden; äußerlich bei Geschwülsten, Verletzungen, Juckreiz; Ohrentropfen für Tinnitus.

Gundermann Verwendung

Bei Wunden kann das Wunderblättchenöl nach Fischer-Rizzi ausprobiert werden:

Frische Gundermannblätter im Juni/Juli sammeln, säubern (nicht waschen); die Blätter in Schraubglas pressen, zuschrauben u. in Sonne stellen. Es setzt sich nach einigen Tagen am Boden des Glases eine helle Flüssigkeit ab; diese vorsichtig abseihen o. mit Pipette entnehmen; in dunkle Glasflasche geben u. kühl aufbewahren. Wunden nach Bedarf mehrmals tgl. bestreichen.

Das Öl ist stark wundheilend u. entzündungshemmend u. kann bei schleicht heilenden, eitrigen Wunden, sowie Hauterkrankungen eingesetzt werden.

6.2 Gundermann in der Kulinarik

Wiesendudler:

1 Liter naturtrüber Apfelsaft

3-5 Stängel Gundermann

3-5 Gierschstängel mit Blätter

einige Blätter von Melisse o. Pfefferminze

(es kann auch etwas Zitronensaft dazu gegeben werden);

Kräuter zerkleinert in Apfelsaft geben, ca. 4 Stunden ziehen lassen, abseihen und mit Wasser verdünnen.

Der Wiesendudler ist ein erfrischendes, schmackhaftes Getränk, das auch Kinder gerne trinken.

6.3 Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen

Nebenwirkungen

In therapeutischen Dosen keine; höher dosiert, Verdauungsbeschwerden

Wechselwirkungen

Keine

Gundermann in der Kommission E

Bezeichnung des Arzneimittels

Glechomae herba

Gundelrebenkraut wurde bisher weder vom HMPC noch von ESCOP bearbeitet. Es gibt auch keine Monographie der Kommission E.

Quellenangaben


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  1. Pflanzen sicher erkennen

  2. Inhaltsstoffe, wofür verwenden - richtig anwenden

  3. Signaturenlehre, Wesen, Botschaft der Pflanze

  4. astrologische Zuordnung der Pflanzen und deren Bedeutung

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